Donnerstag, 14. Juni 2012

Was passierte...

Für den diesjährigen Ausflug zum F1 Grand Prix nach Monaco wollte ich mir etwas ganz spezielles gönnen und legte mir am 23. Mai 2012 einen Mercedes-Benz SLR McLaren zu.

Das Fahrzeug hatte einen Neupreis von 760'000.- CHF, war Baujahr 2004 und hatte etwas über 30'000 km gelaufen.

Am Donnerstag 24. Mai 2012 fuhr ich mit ein paar Freunden über Mailand richtung Monaco. In Mailand zeigte mir der SLR plötzlich die Fehlermeldung "All elec. consumers offline" an. Keine drei Minuten später war die Temperatur bei fast 120°C angekommen und die Fehlermeldung änderte sich in "Bitte den Wagen sofort abstellen, da ein Motorschaden wegen Überhitzung droht."
Dies habe ich dann selbstverständlich sofort gemacht:






Also warteten wir eine gute halbe Stunde und ließen den SLR etwas abkühlen. Nachdem ich den Wagen wieder gestartet habe, waren es nur noch knapp 500 Meter bis zur Autobahn, wo ich hoffte, dass die Temperatur wegen des Fahrtwindes schnell sinken sollte. Dies tat sie dann auch, jedoch begleitet von einem ohrenbetäubendem Piepsen und nun allen möglichen Fehlermeldungen von ABS-Fehlern über ESP-Fehlern bis hin zu Bremsversagen. Da mir klar war, dass diese Fehlermeldungen vermutlich elektronischer Ursache waren und das Auto an sich problemlos fuhr, ignorierte ich diese zunächst.
Das Piepsen war jedoch so nervtötend, dass wir an der nächsten Haltestelle nochmal Pause machten und versuchten das Problem zu lösen.

Sehr hilfsbereite italienische Polizisten machten für uns einen Termin in der nächsten Mercedes-Benz Werkstatt klar und wir müssten nur noch die Autobahn an der nächsten Ausfahrt verlassen und 5 km in die entgegengesetzte Richtung fahren. Dort jedoch stellte ich den SLR nach der Mautstation nochmals ab und das wars dann auch. Der Wagen ließ sich nicht mehr starten, Batterie tot.

Über die Mercedes-Benz Notrufzentrale wurde dann ein Abschlepper organisiert, der nach ursprünglich versprochenen 20 Minuten, dann auch schon nach nur 2,5 Stunden am Ort des Geschehens eintraf.



Auf Nachfrage wohin wir das Auto jetzt bringen, konnte mir der ausschließlich italienisch sprechende Fahrer mitteilen, zurück nach Mailand. Wir waren ja nur bereits eine Stunde südlich von Mailand.

Knapp eine Stunde später erreichten wir die Mercedes-Benz Niederlassung in Mailand. Aufgrund der Größe war ich mir eigentlich sicher dort jemanden zu treffen, der zumindest Englisch, Französisch oder Deutsch sprach.
Fehlanzeige.
Der Fahrer, der Mechaniker und ein ca. 70-jähriger Mann waren die einzigen Personen vor Ort. Allesamt mit keinerlei Fremdsprachkenntnissen.



Nachdem 2 Stunden am SLR rumgedoktort wurde und ich immer noch festsaß (Erklärungen auf italienisch waren zum einen schwer verständlich, zum anderen auch nicht nachvollziehbar) verschwand der Mechaniker plötzlich und 15 Minuten später ging das Licht aus:



Wieder ca. 30 Minuten später kam der Mechaniker zurück und vom älteren Herrn wurde mir nun endlich ein Ersatzwagen angeboten. Ein C 220 CDI.
Nochmal zur Zusammenfassung. Ich bringe ein Auto in die Reparatur mit einem Neupreis von 760'000.- CHF zu einer Niederlassung die hunderte Autos, darunter ganze Hallen mit AMG Modellen, zur Verfügung hat und als einziger Ersatzwagen wird mir eine C-Klasse angeboten?
Den Trip nach Monaco hatte ich mir wahrlich etwas anders vorgestellt.

Nun gut. Am folgenden Tag hatte ich irgendwann jemanden vom Mercedes-Benz Customer Assistance Center in Maastricht am Telefon, der mir erklärte, dass das Auto am Montag, wenn wir auf dem Rückweg von Monaco sind, höchstwahrscheinlich abholbereit sei. Die Lichtmaschine sei defekt gewesen und das Teil müsse erst in Deutschland bestellt werden.
Sonntag Nachmittag ein weiterer Anruf: Das Teil kommt erst Dienstag in Italien an und ich kann den SLR frühestens am Mittwoch abholen.
Lieferung des Autos in die Schweiz würde 800 Euro kosten. Die Reparatur kostet zudem 1700 EUR.

Als ich am Montag wieder zu Hause war, hab ich natürlich erst einmal angefangen zu recherchieren. Und dabei bin ich auf folgenden interessanten Artikel gestoßen: Rückruf Mercedes SLR McLaren wegen Hitzestau

Das entspricht ja so ziemlich genau dem Problem in Mailand. Ausfall der Lichtmaschine, dadurch funktioniert die zusätzliche elektronische Kühlung des Autos nicht und der Motor läuft heiß. Zudem stirbt die Batterie recht kurzfristig, das Auto fällt in Unterspannung und gibt 100 elektronische Fehlermeldungen aus. Exakt identisch mit dem was ich in Mailand erleben durfte.

Nach weiteren gefühlten 10 Telefonaten mit dem Kundenservice, wo mir immer wieder versprochen wurde, man würde sich dem Fall genauestens annehmen war der letzte Stand der Dinge, dass ich erst mal die Rechnung in Mailand bezahlen müsste, sonst bekäme ich das Auto nicht. Mailand behauptet nämlich, dass diese Rückrufaktion schon durchgeführt wurde und der jetzige Defekt nichts damit zu tun hätte. Wenn ich es für nötig halte, könnte ich mich dann mit dem Kundenservice in der Schweiz auseinandersetzen, um etwas zu erreichen.

Nun gut, da ich mein Auto gerne wieder fahren wollte, bin ich am Mittwoch 30.05.2012 wieder 360 km nach Mailand gefahren um es abzuholen. Dort wurde mir nochmals eingeredet, dass der Defekt nichts mit der Rückrufaktion zu tun haben sollte, sondern, dass diese schon erledigt war. Die Reparatur kostete dann 1935 EUR (statt der versprochenen 1700 EUR).

In der Hoffnung bei der schweizer Mercedes-Benz Niederlassung ohne Sprachbarriere mehr erreichen zu können, wurde das Auto dann am folgenden Montag 4. Juni 2012 nach Schlieren gebracht. Tags darauf teilte man mir mit, dass man für eine Erstattung der Kosten die defekte Lichtmaschine bräuchte. Ein Anruf und 7-malige Weiterverbindung zu einer (halbwegs) englischsprachigen Mitarbeiterin brachte zum Vorschein, dass die Lichtmaschine nicht mehr in Mailand sei, sondern nach Rom, zum italienischen Hauptsitz von Mercedes-Benz, geschickt wurde.
Dort sprach am Telefon zumindest auf Anhieb jemand englisch. Von einer Lichtmaschine wusste allerdings keiner etwas. Also habe ich der guten Frau die ganze Story erst nochmal komplett erzählt, bis sie meinte sie kläre das mit Mailand ab und melde sich dann bei mir. Parallel versuchte ich mehrere Male über den Kundenservice in Maastricht per Telefon und E-Mail etwas zu erreichen, wo hauptsächlich auch nur Serviceheft, Rechnung und weitere Unterlagen von mir verlangt wurden, bis letztendlich irgendwann mal jemand darüber entscheiden konnte was passiert.

Heute 14.06.2012 bekam ich nun einen Anruf vom Daimler Kundenservice, wo man mir erzählte, dass die Rückrufaktion gar keine solche gewesen wäre (der Auto-Motor-Sport Artikel liest sich für mich aber irgendwie anders... ebenso wie dieser Shortnews Artikel oder hunderte anderer Artikel, die eine Google Suche nach "SLR Rückrufaktion" ausspuckt) sondern nur eine "Kundendienstmaßnahme" und dass aufgrund des Alter des Fahrzeuges keine Übernahme der Kosten aus Kulanz mehr in Frage kommt.

Sorry, aber was bei meinem Auto defekt war entspricht doch zu 1000% dem Problem der Rückrufaktion - Ähhh.. Kundendienstmaßnahme - die sogar zu einem Brand führen kann.

Und dann ist ein internationaler, renommierter Automobilhersteller nicht in der Lage kulanterweise eine 1935 EUR Rechnung zu übernehmen an einem Auto mit einem Zeitwert von immer noch 250'000 CHF und einem Neupreis von 760'000 CHF?

Mein erster Versuch auf einen Mercedes umzusteigen wird gleichzeitig mein Letzter gewesen sein, das steht mal fest.

Seit meinem Unfall mit dem Murcielago bin ich mir von einem Fahrzeughersteller nicht mehr so verarscht vorgekommen.